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Uniform Ja oder nein? - Vorteile und Nachteile im Überblick

Wer kennt ihn nicht – den typischen Aufsatz in der Schule. Egal ob auf Englisch oder Deutsch, jeder Schüler musste sich schon einmal mit diesem Thema beschäftigen. Oftmals existiert kein persönlicher Bezug, sondern nur das Bild des stolzen Schülers in Uniform. Wir helfen, realistische Argumente zu finden, die für oder gegen eine Uniform sprechen.
   

Vorteile

Nachteile
  • qualitative Uniformen sind Nachhaltiger, als die meisten Modeprodukte 
  • soziale Ungerechtigkeit bleibt erkennbar und Mobbing wird nicht bekämpft
  • Gemeinschaftsgefühl steigt
  •  Innovation und Individualität fehlen
  • Zeitersparnis am Morgen
  •  Geschlechterunterchiede werden verstärkt und das binäre Geschlechtersystem ist veraltet
  • Lernen sich anzupassen
  •  Unwohlsein durch unkomfortable Kleidung oder Frieren hemmen Leistung
  • Lernen sich selbst zu organisieren
  •  erhöhter Aufwand durch häufiges Waschen und evtl. Bügeln
  •  Attraktivität der Schule steigt durch Vermittlung von Werten und Abheben von Anderen
  •  Stolz auf Schule kommt duch Identifikation, welche in anderen Ländern höher ist, da die Schule dort auch ein Ort der Freizeit ist

Vorteile:

Erhöhte Nachhaltigkeit

Schuluniformen sollten eine gute Qualität und Haltbarkeit aufweisen. Schülern kann so vorgelebt werden, was gute Kleidung ausmacht und mehr auf Qualität, anstatt Quantität zu achten. Auch der private Konsum an Kleidung kann dadurch eingeschränkt werden. Die Schüler stellen so eventuell einige Modemarken infrage und beginnen ihren Konsum von Statussymbolen zu überdenken, da sie nun hochwertige Produkte von den überteuerten Produkten unterscheiden können. Damit die Schüler dies besser verstehen, ist ein Workshop oder ähnliches fördernd. Letzteres ist natürlich nicht garantiert. Auch wenn der Konkurrenzkampf in der Kleidung während der Schulzeit nicht existiert, so gibt es ihn dennoch in der Freizeit.

Stärkeres Gemeinschaftsgefühl

Alle Schüler sind durch ihre einheitliche Kleidung eindeutig Ihrer Schule zuzuordnen und zeigen diese Gemeinsamkeit nach Außen. Die Schuluniform schafft eine Identifikation der Schüler als Schüler dieser einen Schule. Sie sind emotional verbunden und stehen als Gemeinschaft nach außen, welches auch ein Gemeinschaftsgefühl untereinander schafft und die Motivation für Präsenzunterricht steigert.

Morgens schnell fertig

Wer kennt es nicht, ob für die Schule, ein Date oder andere Veranstaltungen – Jeder hatte schon mindestens einmal das Problem, dass man nicht wusste, was man anziehen soll. Eine Schuluniform nimmt einem die Entscheidung ab, was man in der Schule anzieht und spart morgens einwenig Zeit.

Anpassung lernen

Die Berufswelt ist voll von Uniformen und „Dress Codes“. Viele Arbeitgeber verlangen zumindest lange Hosen auch im Sommer. Aber auch beispielsweise bei der Bahn, auf dem Bau, im Einzelhandel, bei der Bundeswehr und Polizei, als Arzt oder Anwalt muss man sich an eine Kleidungsvorschrift halten oder Uniform tragen. Die Kinder lernen somit, diesem Anspruch gerecht zu werden.

SelbstOrganisation

Es gibt in der Schule ausreichend Möglichkeiten, dass Schüler die Konsequenzen des eigenen Verhaltens tragen müssen. Die Uniform kommt zu diesen lediglich hinzu. Dennoch lernen sie so, sich an die Regeln der Schule zu halten. Da jeder Schüler negative Konsequenzen für das Missachten der Schulordnung vermeiden will, ist eine Selbstorganisation wichtig. Der Schüler muss darauf achten, dass auch die Kleidung für den nächsten Schultag bereit liegt und lernt sich zu organsisieren.

Werbung

Jeder der ein Shirt einer Band oder auch Marke trägt, die dem Betrachter ersichtlich wird, macht Werbung für diese. Mit der Schuluniform verhält es sich ebenso. Die Schule vermittelt automatisch Werte wie Disziplin, Leistung und Stolz nach Außen. Die Uniform ist somit ein Werbeträger und im Übrigen auch eine Marke. Voraussetzung für eine Signalwirkung ist aber, dass nicht jede Schule eine Uniform einführt.

Nachteile:

Sympthombekämpfung

Oftmals heißt es, dass Mobbing durch das Tragen einer Schuluniform an den Schulen verschwindet. Dies ist einfach zu widerlegen, wenn man Erfahrungsberichte von Mobbingopfern liest und die Beweggründe der Mobber anschaut. Die Mobber wollen meist ein Gefühl von Macht, da sie sich in vergangenen oder gegenwärtigen Situationen machtlos gefühlt haben. Mobbing greift nur „angebliche“ Schwachpunkte auf und ist nicht nur durch Kleidung begrenzt. Die Aussprache, der Name, die Größe, das Gewicht oder die Hautfarbe sind nur wenige Beispiele, welche für verbale Angriffe genutzt werden. Diese rücken durch die Uniform evtl. noch mehr in den Fokus. Mobbing kann sich auf körperliche Angriffe steigern. Diese Art der systematischen Unterdrückung kann nicht mit einer Schuluniform gelöst werden. Für diese Thematik benötigt es eine pädagogische Zusammenarbeit mit den Schülern und ein gutes Hilfsangebot für Schüler mit Problemen.
Auch die soziale Ungerechtigkeit bleibt weiterhin bestehend. Der Markenwahn kann auch ohne Markenkleidung ausgetragen werden. Tommy Hilfiger, Hugo Boss und Guess sind nur einige der bekannten Marken, welche Ferdermappen verkaufen. In der Federmappe befindet sich dann ein Füller von „Waterman“. Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten, den Status und Verdienst der Eltern zu erkennen. Dennoch besteht keine Notwendigkeit, diese Dinge zu betrachten. Eine schmutzige Bluse, ein reparierter Schuh oder der zu große Sweater der Schwester sind ebenfalls leichte Erkennungsmerkmale für ein schwächeres Einkommen. Es ist nicht verkehrt Markensachen zu tragen und wer das Geld hat, soll es auch ausgeben dürfen, schließlich steckt hinter diesem Geld auch Arbeit. Viel wichtiger ist den Kindern beizubringen, Ihren Konsum zu überdenken und nicht auf Grund von Kleidung über den Charakter zu urteilen. Sollte es nicht das Ziel sein, dass eine Freundin "Dr. Martens™" trägt und die andere Freundin günstige Sneakers und beide gehen zusammen Eis essen?

individualität und innovation fehlen

Schuluniformen dürfen in Deutschland nicht einfach von der Schulleitung verordnet werden. Das Grundgesetz garantiert das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Diese freie Entfaltung äußert sich auch im Kleidungsstil. Teenager probieren sich aus und finden sich selber. Sie versuchen, ihren Stil zu finden und sich in einer Peer Group mit denselben Interessen zu integrieren. Sie grenzen sich über ihre Kleidung bewusst von anderen ab, um die Gemeinschaft mit einer Gruppe zu erleben, welche dieselben Interessen verfolgen. Es ist schließlich normal, dass man sich nicht mit jedem versteht. Höflich und respektvoll sein, werden nicht ausgeschlossen, sondern gehören zu grundsätzlichen Sozialkompetenzen, welche jedes Kind aufweisen sollte.
Wer das Argument hervorbringt, dass einige Berufe ebenfalls eine Uniformpflicht haben, der vergleicht Äpfel mit Birnen. Zum einen besteht die Schulpflicht, wodurch ein Zwang zur Schuluniform besteht. Zur Ausübung von einem Beruf mit Uniform hat man sich frei entschieden. Außerdem sollte man sich fragen, weshalb diese Berufe eine Uniform vorschreiben. Sie müssen leicht erkennbar sein, da sie Dienstleistungen anbieten oder bei Notfällen anwesend sind. Des Weiteren sind sie dem jeweiligen Aufgabenfeld angepasst. Die Bundeswehr in Tarnfarben, der Sanitäter unübersehbar und der Polizist ist für Angriffe gepolstert. Die Sicherheitsschuhe verhindern Unfälle und der Blaumann ist stabil und hat große Taschen. Eine Schuluniform sollte deshalb innovativ sein und einen höheren Nutzen haben, um die Bereitschaft zum Tragen einer Art Uniform zu erhöhen.

Geschlechterdiskrimminierung

Das gesellschaftliche Geschlecht wird gerade hoch diskutiert. Eine Uniform, welche eine männliche und eine weibliche Version hat, sorgt für Konflikte und Unwohlsein. Darf jeder die Version tragen, die er möchte? Darf man sich jeden Tag neu entscheiden? Wird jemand ausgelacht, der nicht in das binäre Geschlechtersystem passt? Gibt es die Kleidung dann auch für jede Körperform? Auch bei einer einheitlichen Version sollten die körperlichen Unterschiede nicht vernachlässigt werden. Schließlich soll die Uniform gut aussehen.

Unwohlsein hemmt leistung

Es mag banal klingen, aber wie soll jemand seinebestmögliche Leistung erbringen, wenn sich in der Kleidung nicht wohlgefühlt wird. Egal ob der Schnitt für bestimmte Körperformen ungeeignet ist, der Stoff sich für jemanden unangenehm anfasst oder man sich in der Bewegung eingeschränkt fühlt, das Unwohlsein hemmt die Leistung und die Lust auf Schule. Auch das unterschiedliche Temperaturempfinden wird bei traditionellen Uniformen nicht genug beachtet. So bräuchte eine deutsche Uniform wasserfeste und gefütterte Schuhe, einen Schal, eine Mütze, Handschuhe, eine dicke Winterjacke, aber auch eine Regenjacke, welche sich mit dem Sweater tragen lässt. Am besten sollte es den Sweater in dünn und dick/ aus unterschiedlichen Materialien geben, damit keiner friert oder zu sehr schwitzt und die Konzentration sinkt.

Aufwand

Die Kosten für die Uniform sind hoch, deshalb kauft nicht jeder 5 Oberteile, 2 Sweater und von jeder Variante noch eine Ersatzhose. Deshalb entsteht Zeitdruck beim Waschen, welcher gerade bei mehreren Kindern zu mehr Stress für die Eltern führt. Auch sollte darauf geachtet werden, dass der Stoff nicht gebügelt werden muss. Bei Verstößen gegen die Kleidungsordnung müssten die Eltern informiert werden und Wechselkleidung vorbei bringen oder das Kind nach Hause gehen lassen. In einigen Regionen gestaltet sich die selbstständige Reise als sehr zeitaufwendiges Unterfangen, da die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gut ist. Manche Schüler sind beispielsweise auf Rufbusse angewiesen. Schüler, welche nicht ausreichend Ersatzkleidung haben oder sich die passenden Schuhe gerade nicht leisten konnten, verpassen so wertvolle Unterrichtszeit.
Selbstverständlich spart die Schuluniform wertvolle Minuten am Morgen, aber verschwendet auch einige am Nachmittag. Wer nach der Schule noch Zeit mit seinen Freunden verbringen möchte, hat eventuell keine Lust, abends in Uniform gekleidet ins Kino zu gehen. Das bedeutet – Wechselsachen mitnehmen.

Auferzwungerner Stolz

Eine Schuluniform zu tragen, wird oft auch mit einem Stolz auf die Schule gehen zu dürfen verbunden. Der Stolz entsteht aber nicht durch das Tragen dieser Schuluniform. Es entsteht durch eine Identifikation mit der Schule und einer Repräsentanz von Werten dieser Schule. Betrachtet man das Schulsystem von Ländern mit Schuluniform, so fällt schnell auf, dass die Ausstattung oft eine andere ist und das außerschulische Angebot groß. In Deutschland tritt man unabhängig von der eigenen Schule, einem Verein zum Ausüben von Freizeitaktivitäten bei. Viele Schüler tragen mit Stolz ihre Vereinsjacken und das auch in der Schule. Sie identifizieren sich mit ihrem Verein und sind Stolz auf ihre Leistungen dort. In den als Vorbild angeführten Ländern gehen die Schüler selten in einen Verein. Sie treten dem Schulteam bei und treten gemeinsam gegen andere Schulteams an. Sie haben also eine ganz andere Verbindung zur Schule als die Schüler in Deutschland. Die Zustimmung der Schüler zu einer Uniform steigt automatisch, wenn man die Schule so gestaltet, dass die Schüler sich mit dieser identifizieren und Stolz sind, ein Teil der Schülerschaft zu sein.

Uniformen haben sowohl Vorteile als auch Nachteile. Für eine Entscheidung für oder gegen eine Uniform sollte die Schüler- und Lehrschaft in einen aktiven Austausch von Pros und Kontras treten. Ein Stimmungsbild der Eltern ist ebenfalls von Vorteil.
Viele Gegner der Schuluniform würden sich vermutlich überzeugen lassen, wenn die Uniform mehr Wert auf Nachhaltigkeit und Wohlbefinden legt und für alle erschwinglich ist. Für Problematiken wie Mobbing oder Markenwahn bedarf es zur Lösung einer pädagogischen Zusammenarbeit mit den Schülern. Eine Schuluniform ist kein Problemlöser, sondern Stolz, der verdient werden muss.

   
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